Rückblick Maria Kirchbüchl Wallfahrt 2019 – Fanny erzählt

Rückblick Maria Kirchbüchl Wallfahrt 2019 – Fanny erzählt

Hallo, ich bin die Fanny, und mir gehört das Herrl Robert, der in der Kirche manchmal vorne am Altar steht und Euch etwas erzählt.

Jetzt will aber ich mal was erzählen:
Am 8. September, einem Sonntag, war schon am Vormittag große Unruhe im Haus. Nicht nur, dass das Wandergewand aus dem Kasten geholt wurde, auch der Rucksack wurde gefüllt, wobei Robert für mich ein paar Leckerlis einpackte. Dann wurden die Wanderschuhe geputzt – ein Warnsignal, denn nun hieß es gut aufpassen, dass mich Robert nicht vielleicht irrtümlich vergaß!

Also leerte ich meinen Napf und platzierte mich auf dem Rucksack, damit mein Herrli auch ganz sicher nicht ohne mich abmarschierte.
Die Unruhe ging weiter, sogar das Mittagessen meiner Menschen wurde vorverlegt. Und alle redeten miteinander, dass um 13 Uhr die Wallfahrt ins ca. 12 km entfernten Maria Kirchbüchl bei der Kirche in Dreistetten beginnt. Das kannte ich doch! Da durfte ich schon ein paar Mal mitgehen und dann in der Kirche, während der Messe, schlafen.

Auf meinen fragenden Blick hin erzählte mein Herrl, dass diese Wanderung, die von Gläubigen „Wallfahrt“ genannt wird, schon vor langer Zeit Gott versprochen wurde, zum Dank, dass die Pest unsere zwei Orte verschont hatte.

Wir waren knapp pünktlich bei der Kirche und da traf ich auch meine Freundin, die Mia. Außerdem noch 10 Kinder und 25 Große. Der Herr Pfarrer Valentin kam kurz nach uns die Straße rauf. Als ob es für die Zweibeiner nicht schon schwer genug wäre auf zwei Beinen zu wandern, trug der Gottesmann zusätzlich ein großes Kreuz auf den Schulter.
Stellt euch vor, über 1 ½ Stunden hat er das getan! Danach übernahmen andere kräftige Pilger das Kreuz und diese Arbeit. Der Herr Pfarrer hatte auch eine prächtige Sonnenblume mit dabei, als „Begleiterin“ unserer Wallfahrt. Die Blume war auch Thema seiner Worte bei den Stationen am Weg. Sie zeigt uns die Schönheit der göttlichen Natur, zeugt von Wärme und erleuchtet unser Inneres – so hat er gemeint. Sie schaut auch zur Sonne und gibt den Vögeln Nahrung. Ob sie auch für meine Leckerlis zuständig ist?

Die Kinder bekamen von drei engagierten Kinderbetreuerinnen selbstgebastelte Sonnenblumen und die drei kümmerten sich auch während der Wallfahrt liebevoll um die Mädchen und Buben, die an diesem Sonntag ihre Playstations und PC-Spiele ruhen ließen. Ich bin mir aber sicher, dass sie das bald wieder aufgeholt haben werden.

Nach einer kurzen Andacht zu Beginn, wie so ein Gebet heißt, ging es unter manchmal gar nicht würdigem Getratsche zur ersten Station, Richtung Frankenhof. Zuerst ein bisserl bergauf – für die meisten Großen fühlte es sich schon an wie eine Großglocknerbesteigung – und dann wieder leicht bergab. Und weil das alles so schön lief, wir ordentlich weiterkamen, machten wir beim Frankenhof eine kleine Pause, zur ersten Andacht. Ich wußte ja schon, dass das immer ein Weilchen dauert, und machte derweil ein kleines Schläfchen. Ich habe aber den Verdacht, dass auch einige der Pilger – so nennt die Leute, die da mitgehen – nicht ganz bei der Sache waren und ihre Gedanken schweifen ließen.

Kurze Zeit später ging es am Fußes der Hohen Wand, an Stollhof vorbei, weiter. Nachdem wir die Straße, die auf die Hohe Wand führt, gequert hatten, gab es die nächste Pause für mich – für die anderen war hier die Station der 2. Andacht.

Wenig später bliebt neben uns ein Auto stehen – ihr kennt das sicher alle: So ein E-Auto, das ist ein Wagen ohne Pferde, aber auch ohne Gestank. Mein Opa hat mir mal erzählt, dass man solche Gefährte früher „Kutsche“ nannte, und mit den Pferden vorne konnte man während der Fahrt auch tratschen. Ob das wohl mit diesem E-Gefährte, überhaupt mit den Autos ohne und mit Gestank, auch möglich ist?
Der Kutscher, pardon, der Fahrer der E-Kutsche bot an, ein paar Pilger in seinem Auto mitzunehmen, nach Maria Kirchbüchl. Aber keiner traute sich zu sagen: ich will mitfahren! Auch nicht die, die schon Blasen an den Füßen hatten. Es waren aber ohnehin nur mehr 4 ½ von 12 km übrig und sowas läuft man locker auf zwei Pfoten … also Mia und ich.

Der Weg ging weiter, bald waren wir durch Maiersdorf durch und kurz vor Zweiersdorf blieben wir zur 3. Andacht nochmals stehen (ihr wißt schon: Pause für mich, Andacht für die Menschen).

Dann kam der Schluss und der letzten Kilometer zur Kirche hinauf.  Manche hatten noch auf eine kurze Pause vor dieser letzten Bergwertung gehofft, aber das Gasthaus „Zum guten Kaffee“ (oder so ähnlich) war geschlossen! Das war für die Kaffeesüchtigen bitter, aber da mussten sie sich nun durch beißen.
Beißen ist gut, ha ha!

Einige unserer Mitpilger wurden immer nervöser, als die Kirche näher kam. Um sich zu beruhingen da holten sie Packerl aus ihren Taschen und aus diesen fingerten sie grauslich riechende Stangerln. Ich glaube das heißt „Zigarette“. Vielleicht, weil man daran zieht? Diese Dinger stecken sie sich ins Gesicht und  zündeten das andere Ende an. Dann saugten sie an dem Ziehding wie ein Welpe an den Zitzen seiner Mama und machten ein ganz verklärtes Gesicht – wie wenn unsereins eine Jahresration Hundekuchen gewinnt.

Also eine kluge Hündin wie meine Freundin Mia und ich würden das nie im Leben machen – dieses Stangerl ins Maul stecken, anzünden und stinkigen Rauch einatmen. Überhaupt: es ist schon lustig, dass man beim Rauchen Beten darf, aber beim Beten nicht rauchen. Aber Menschen sind sowieso komisch! Auch die selbst gefangenen Mäuse, die sie von ihren Katzen als Geschenk bekommen, lehnen sie unfreundlich ab.

Am Hügel, wo es steil zur Kirche hinauf ging, trennten sich dann die sportlicheren Pilger von den weniger geübten. Ich zog sicherheitshalber kräftig an der Leine, damit mein Herrl gut voran kam. Oben warteten schon die Gläubigen, die mit Autos gekommen waren, um den Gottesdienst mitzufeiern und um anschließend alle wieder nach Dreistetten heim zu bringen.

Schließlich erschien noch der Pfarrer, der dort in der Kirche wohnt. Er führte uns mit dem Lied „Meerstern ich dich grüße“ ins Gotteshaus hinein und um den Altar herum. Aber ich muss schon sagen, wenn die Großen nach einem Hund rufen, kommt mehr Lärm aus ihrer Kehle, als wenn sie so ein Lied singen.

Dabei hören wir Vierbeiner ohnehin gut. Es versteht kein Hund, warum die Großen immer so schreien, wenn sie Sehnsucht nach uns haben. Ich hoffe, das lesen ein paar von ihnen und nehmen es sich zu Herzen, um in Zukunft in der Kirche lauter zu singen! (… und leiser nach uns Hunden zu rufen.)

Drinnen nahmen wir in den Bänken Platz. Ich habe nachgezählt: es waren fast 100 Gläubige, die den Weg nach Maria Kirchbüchl gefunden hatten! Ich freute mich schon auf einen friedlichen Schlummer, als es am Chor oben schepperte und die Orgel mit lauten Gedonner so etwas Ähnliches wie Musik machte. Das war angeblich das Lied „Glorwürd´ge Königin“. Das Volk jedenfalls sang mehr oder weniger begeistert mit. Flüchten konnte ohnehin niemand vor dem Lärm, jeder musste bis zum Ende bleiben.
Ich mag ja lieber so ein melodisches Geheule in einer schönen Vollmondnacht, wenn wir Hunde einander etwas zu erzählen haben. Das ist echte Musik!

Bei der Messe kamen dann auch die mitgebrachten Sonnenblumen zu Ehren und wurden unter dem Aufsagen frommer Gedanken zum Altar gebracht. Der sah mit diesem Schmuck, dass muss ich zugeben, auch für eine Hündin wie mich sehr nett aus.
Obwohl: eine Knackwurst oder ein Kaustangerl vor den Altar bringen und Gott zu schenken wäre sicher würdiger und ein weit größeres Opfer, als so ein Gemüse.

Nach der Predigt, wo bei einigen die Aufmerksamkeit mit der Müdigkeit kämpfte (ich glaube die Erschöpfung siegte bei manchen), hieß es aufstehen, dann hinsetzen und wieder aufstehen. Als hätten sie nicht schon genug Bewegung gemacht. Ich sagte ja schon: Menschen verhalten sich manchmal komisch.

Im Anschluss an die Kommunion – ihr wisst ja, das ist das, wo viele vor den Altar treten und so eine Oblate holen – wurde ein „Gegrüßet seist du Maria“ zur Gottesmutter gebetet, wie mir mein Herrl erklärte. Dieses Gebet wurde durch die Gesten, die alle Gläubigen gemeinsam machten, zu einem besonderen Erlebnis, wie ich von ihren Gesichtern ablesen konnte.

Schließlich endete die Feier mit dem feierlichen Lied „Segne du, Maria, segne mich, dein Kind“. Natürlich musste Peter – so hieß der, der die 270 Jahre alte Orgel quälte – noch ein Schäuferl drauf legen und den Gottesdienst mit extra viel Getöse beenden.

Ich muss aber auch sagen: Der Peter hat es im Vergleich zum letzten Jahr ein bisserl, ein kleines bisserl besser gemacht. Aber ob er es jemals ordentlich können wird? Ich glaube, das ist ungefähr so, als wenn wir Hunde auf Bäume klettern lernen sollen. Das wird auch nichts.

Mia und ich freuten uns schon sehr, aus diesem nach Weihrauch riechenden Haus, ins Freie zu kommen, die Vögel zu hören und Katzen zu riechen – die immer glauben, wir bemerken sie nicht.

Liebe Leserinnen und Leser, das war ein sehr gelungener Nachmittag und wir zwei Hündinnen freuten uns schon darauf, dass wir am nächsten Tag unser Herrlis und Fraulis über ihren Muskelkater würden stöhnen hören.

Ein herzliches Wuff und frohes Gewedel und bis zum nächsten Jahr, Anfang September, wo ich hoffentlich wieder mit Euch mitgehen darf!

Geschrieben von Fanny und Mia, unter Unterstützung von Susanne, die die Erlebnisse auf dem Weg beigetragen hat, und Peter, der unsere Gedanken in den Computer klopfte, da wir zwei den PC wegen der kleinen Tasten nicht bedienen dürfen. Danke dafür! Wau, Wau!